In der Schweiz ist die Wiederverwertung von Plastik umstritten. Zu teuer, zu aufwändig, zu wenig gross der Umweltaspekt, so die Argumente. In Liechtenstein hingegen ist das Sammeln von Kunststoff beliebt. Aber was passiert mit den Recyclingsäcken?

In der Schweiz fallen pro Jahr rund 780 000 Tonnen Kunststoffabfälle an. Doch wie damit umgegangen werden soll, das ist umstritten. Das Thema hat es in den vergangenen Monaten immer wieder in die Schlagzeilen Schweizer Medien geschafft. Das Sammeln von Haushaltsplastik wird kontrovers diskutiert und der ökologische Nutzen in Frage gestellt: Kritisiert wird beispielsweise, dass Kunststoffabfälle in der Regel im Ausland sortiert werden. «Kassensturz» vom Schweizer Fernsehen zeigte auf, welche Wege der gesammelte Kunststoff zurücklegt, bis er wiederverwertet wird. Ausserdem könne nur ein Teil recycelt werden, der Rest lande ebenfalls in der Verbrennung.

Ein weiterer Grund scheinen die Kehrichtverbrennungsanlagen zu sein, für die Plastik ein wichtiger Energieproduzent ist. Aus diesem Grund ist in den Innerschweizer Kantonen das Sammeln von Haushaltsplastik durch private Entsorger verboten.

Doch wie ein Beitrag von «10vor10» zeigt, sind die Lager alles andere als eindeutig. Viele Gemeinden betreiben oder fördern die separate Sammlung aller Plastikabfälle. Der Kanton Thurgau beispielsweise hat ein eigenes Sammelsack-System aufgebaut.

Nachfrage in Liechtenstein ist gross

In Liechtenstein scheint das Sammeln von Plastik unbestritten zu sein. Wie auf den Internetseiten der Gemeinden ersichtlich ist, empfehlen diese das Sammeln von Kunststoff. Die Firma Elkuch Josef AG in Eschen hat 2015 mit Erfolg das Projekt «Supersack» lanciert. Und auch Alex Kaufmann, der die Wertstoffsammelstelle in Balzers betreibt, spricht von einem grossen Kundenbedürfnis. In Balzers kann der Kunststoff im Sammelsack der Firma InnoRecycling in Eschlikon (TG) gesammelt werden. Die Kooperation besteht ebenfalls seit 2015. 25 Tonnen Plastik wurden vergangenes Jahr alleine in der Gemeinde Balzers gesammelt. Die Firma Elkuch hat bereits über 100 000 Supersäcke in Liechtenstein und der Region verkauft. Und die Nachfrage steigt jährlich.

Schweiz hinkt Nachbarländern hinterher

Eine landesweite Strategie für Plastik-Recycling, ausser für PET-Flaschen, fehlt in der Schweiz noch. Lediglich 12 Prozent des Plastikabfalls wird recycelt. Sortierungsanlagen für gemischten Kunststoff gibt es schweizweit keine. Anders sieht es in den umliegenden Ländern aus. Wie Alex Kaufmann sagt, erhöht Deutschland per Verpackungsgesetz die aktuelle Recyclingquote von heute 35 Prozent bis zum Jahr 2022 auf 63 Prozent. «Dies zeigt doch, dass nur das im Müll landen sollte, was sonst nicht mehr gebraucht wird. So lange die Wirtschaft nach alternativen Rohstoffen nachfragt, ist bestimmt nichts Falsches daran, dieses Potential auszuschöpfen», ist Kaufmann überzeugt, für den Plastik kein Müll, sondern ein Wertstoff ist.

Quelle:
https://www.vaterland.li
Print- und Onlineausgabe vom 20. April 2018,